Donnerstag, 30. Juni 2011

Der Rausschmeisser

Nachdem ich heute morgen um 11 Uhr das Appartment räumen musste, hatte ich etwa 5 Stunden Zeit, da ich für halb fünf ein Taxi bestellt hatte. Central Park und noch einmal koreanisch Essen stand auf meinem Programm.

Ich fuhr bis zur 110. Straße und schlenderte gemächlich von Norden durch den Park. Eines der ersten Sachen die ich dort sah, ist für mich zum Rausschmeisser geworden: ein Freibad. Ich stand vorm Gitter und hatte eine unbändige Lust, fast Gier da ins Wasser zu springen. Die Pools in New York haben seit drei Tagen offen - pünktlich zum Schulende. Auf meine Frage warum sie denn nicht früher im Jahr aufmachen, es sei ja warm genug, antwortete mir eine der Aufsichtspersonen, daß dann ja die Schüler lieber ins Freibad gingen als zur Schule. Ob das die offizielle Begründung ist weiss ich nicht, aber sie klingt irgendwie logisch. Dazu kommt, daß die 21 Freibäder der Stadt New York alle kostenlos sind. Richtig Bahnenziehen wird man wohl nicht können, aber die Abkühlung war sehr verlockend.
Ein paar Meter weiter mähte ein Parkangestellter den Rasen, und der Geruch von frisch gemähtem Gras (kriegt man nicht so häufig in New York) hat dann einige Assoziationen ausgelöst und engültig alle tränenden Augen getrocknet. Ich freue mich sehr auf zuhause, endlich wieder radfahren zu können, schwimmen gehen zu können und unsere Terrasse zu geniessen.

Hier am Flughafen in der Lounge sitzen hinter mir ein paar Schwaben die mir mit Ihrem breiten ... Dialekt mir wieder die Tränen in die Augen schießen lassen. Waischt ?

Vielleicht bleib ich doch hier.

Dienstag, 28. Juni 2011

Gemischte Gefühle

habe ich, denn der Abschied steht bevor. Rückblickend betrachtet gibt es einiges was ich nicht vermissen werde...

  • Geldscheine, die alle gleich gross sind
  • das "Howareyou" auf dass man immer noch versucht ist, ausführlich zu antworten
  • die amerikanische Arbeitsweise manche Dinge einfach zu machen, ohne nachzudenken
  • Produkthinweise (siehe 'Do not attempt')
  • Major League Soccer (oder auch: organisiertes 'Not gegen Elend')
  • die häufige Schwüle und die heftigen Wetterwechsel

aber auch anderes, was ich ganz sicher vermissen werden...

  • hochqualitatives Mittagessen für kleines Geld, jeden Tag nach Wunsch
  • die Fährenfahrten zur Arbeit
  • die allgemeine Freundlichkeit der Menschen (nicht nur Service)
  • die amerikanische Arbeitsweise manche Dinge zu machen, ohne tagelang Meetings zu machen und zu diskutieren ob sich das lohnt
  • die Toleranz hier in der Stadt, ich glaube nicht dass es irgendwo noch mehr davon gibt (oder ist es Ignoranz?)
  • NHL live in HD schauen, ein echtes Erlebnis
  • 'Bundeßligga in ßpaniß' am Samstag Vormittag zum Frühstück ... Goooooooooool !

Also: gemischte Gefühle.

Sonntag, 26. Juni 2011

Gay Pride 2011

Heute morgen hatte ich mich aufgemacht um Manhattan nochmal mit dem Rad zu umrunden, und die letzten 3 Brücken die mir noch 'fehlten' abzuradeln: George Washington, Queensboro und Brooklynbridge.
Zuerst fuhr mir ein Zug vor der Nase ab, dann hatte der Radshop zu an dem ich eigentlich mein Rad mieten wollte. In und um die Christopher Street standen schon überall Straßensperren die großes verkündeten, allerdings konnte ich keinerlei Plakat ausmachen was denn hier heute stattfinden sollte, aber was es auch war - ich wollte ja eigentlich Rad fahren.
Zwei Blocks weiter sollte es einen Radladen geben, der dann zum Glück offen hatte. Dort mietete ich ein Rad und los ging es. George Washington fuhr ich nur zur Hälfte, weil ich ja nicht aufs Festland wollte. In Harlem war mal wieder nix los, die Straßen frei, und aus den Kirchen klang Gospel. Zu gern wäre ich da mal reingegangen, aber ein Weißer in Radklamotten mit einer Kamera ? Hm. Toleranz hat vielleicht Grenzen.
Die Queensboro Bridge nahm ich nach Queens, fuhr runter nach Brooklyn und über die Brooklyn Bridge zurück nach Manhattan. Wer es gern eng hat, fährt man besten die Brooklynbridge (die eh schon nicht viel Platz bietet) am Sonntag. Das ist ein besonderer Spass. Aber was macht man nicht alles um die Sachen abzuhaken, die man noch vorhat.
Zurück in Chelsea an der Christopher Street dämmerte es mir dann langsam was (gerade hier) heute so abgehen sollte. Die Gay Pride Parade 2011. Die war sowieso geplant wie ich nachher erfuhr, besonderes I-Tüpfelchen für die Verantstaltung war die Tatsache, dass der Staat New York ab dem 27.Juni Hochzeiten von schwulen/lesbischen Pärchen erlaubt. Vier Republikaner haben dafür gestimmt (ohne sie wäre das nicht passiert), und die müssen sich jetzt in den Medien vor Parteigenossen rechtfertigen. New York ist nicht Amerika, das merkt man hier ganz deutlich.
Als ich das Rad abgegeben hatte habe ich mir die Parade noch ein wenig angeschaut, weil ich sowieso nicht zur PATH-Station an der Christopher durchkam.
Das Beste war die Kapelle der New Yorker Polizei: erst spielten sie 'When the Saints go marching in', was schon sehr zur Stimmung beitrug. Als sie dann aber den Hochzeitsmarsch spielten, flippte die Masse total aus. So eine positive, freundliche und ausgelassene Stimmung (ohne wesentlichen Alkoholeinfluß) habe ich selten erlebt !

Irgendwie schlug ich mich dann zur 9ten Straße durch und fuhr von da nach Hause. Die Stadt ist schon der Wahnsinn. Übrigens: der Typ auf dem Rad bin ich übrigens nicht :-) !

Brooklyn Heights & DUMBO

Gestern habe ich Brooklyn Heights und DUMBO einen Besuch abgestattet. Das Viertel ist mit Sicherheit eines der Schönsten in Brooklyn, und höchstwarscheinlich auch eines der Teuersten. Zu Abend gegessen habe ich neben einem sehr gepflegt aussehenden Schriftsteller, der lauter Notitzbücher vollgekritzelt hat. Ich bin mir sicher sein Bild schon mal irgendwo gesehen zu haben, vielleicht fällt es mir noch ein.
Eine Szene war bemerkenswert: als er gezahlt hat, hat er den (jamaikanischen?) Kellner nach seinem Namen gefragt und sich ausdrücklich für den guten Service bedankt. Das würde ich gern auch mal in Deutschland erleben - mit anschließendem Trinkgeld.

Mein finales Ziel an diesem Tag war allerdings der Park zwischen Manhattan- und Brooklynbridge, um dort den Sonnenuntergang der Brooklynbridge aufzunehmen um daraus später ein Zeitraffervideo zu machen - natürlich Fotos.

Ich konnte mein brandneues Canon 28mm/1.8 nicht mehr weglegen.


Freitag, 24. Juni 2011

Entschleunigung

Ein sehr spezielles Wort, ich weiß gar nicht ob es das wirklich gibt. Aber was heißt das schon.
Die letzten 3 Monate waren wirklich intensiv. das subjetive Zeitempfinden hat sich beschleunigt, ungefähr seit dem ich den Eintrag im Blog gemacht habe. Während der 3 Monate war das nicht so sehr zu spüren, nur der Stresslevel war wahrnehmbar. Die Woche wurde hart gearbeitet, manche Abende in der Woche wurde was unternommenn und am Wochenende standen bestimmte Dinge auf dem Programm. Jetzt, am letzten Wochenende hier, ich habe die Menge an Arbeit etwas zurückgefahren, merke ich langsam wie alles wieder Normaltempo annimmt. Bis zum erreichen der Bodengeschwindigkeit werden aber noch ein paar Tage vergehen. Der Stress ist körperlich spürbar.
In meinem Gesprächen mit den Menschen zuhause merke ich wie ich ein anderes Tempo habe, irgendwie übertaktet. Das wird sich in den nächsten Tagen anpassen, weil ich aktiv die Bremse ziehe und versuche die letzten Tage zu geniessen.

Für mich ist das ein Abschied für immer - so in dieser Form werde ich nicht mehr hierherkommen, obwohl ich vielleicht Angebote hätte. Das kommt aber momentan nicht für uns in Frage. Sich vorstellen können hier zu leben - ja, wollen - das steht auf einem anderem Blatt.

So wie ich damals die Beschleunigung gespürt habe, spüre ich jetzt das Ausfahren des Fahrwerks und antizipiere das bevorstehende Quietschen der Reifen.

Aber noch habe ich ein Wochenende vor mir.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Do not attempt.

Werbung im TV ist überflüssig, ist aber mitunter aussagekräftig. Weniger über das Produkt, oft über die Gesellschaft in der geworben wird. Gerade schaue ich einen Jet Li Film in dem mal wieder kräftig gepiepst und geschnitten wird, und der natürlich von vielen Werbeblöcken unterbrochen wird.

Hier in USA gibt es bekannterweise viele warnende Produkthinweise, das kennen wir alle. In der TV-Werbung gibts auch genug solcher Einblendungen. Ich bin froh sie bald nicht mehr sehen zu müssen.

Bei Autos zB.: 'Closed Court,. Professional Driver. Do not attempt'. Auch wenn das Auto durch die Wüste oder Stadt fährt. Da haben sie sicher vorher alles abgesperrt. In der BMW-Werbung wird sowas wie 'European Model with options shown. Might not be available.' eingeblendet.

Bei Versicherungen sind die Einblendungen so umfangreich, dass ich das hier gar nicht wiedergeben kann. Das ist oft auch nur für wenige Sekunden sichtbar und hat keinen anderen Zweck als sich rechtlich abzusichern. Wobei mit gesundem Menschenverstand die Frage gestellt werden sollte: Wer soll das lesen können ?

Bei Medikamentenwerbung, die es hier nicht nur für freiverkäufliche Schmerzmittel gibt, sondern auch für rezept- und verschreibungspflichtige Produkte, werden die Disclaimer nicht nur eingeblendet, sondern müssen offensichtlich vorgelesen werden. So sagt dann z.B. eine süße Frauenstimme dass es zwar während der Erprobung durchaus schwerwiegende Nebenwirkungen mit Todesfällen gegeben hat, die aber natürlich nicht vom Produkt verursacht worden sein müssen. Na klar.

Ich frage mich was das soll. Was ist das für ein vermurkstes System in dem sowas notwendig ist. Es schützt nicht diejenigen die vielleicht geschützt werden sollten. Eigentlich lädt es nur zu Mißbrauch ein.

Sonntag, 19. Juni 2011

Tour de Big Apple

Heute hab ich es wahrgemacht. Nachdem Tippnix und Kip nach Hause geflogen sind und ich ja die Five-Boro-Tour verpasst hatte, habe ich mir heute morgen ein Rad gemietet und habe meine 'Five Boro' Tour selbst gemacht - naja zumindest fast [Bikemap].
Von vorherigen Touren wusste ich, dass in der Nähe der Christopher Street ein Radladen ist, der auch Räder stundenweise vermietet. Die Räder machten einen ganz passablen Eindruck, also mietete ich heute morgen eins und los ging es das Westufer hoch. Fast durchgehend gibt es da einen Radweg der am Wochenende hoch frequentiert ist. Er führt fast die ganze Zeit direkt am Wasser lang, so dass man immer einen schönen Blick auf den Hudson hat. Hier kam ich schnell voran, und hinter der George Washington Bridge nahm der Verkehr schlagartig ab. Nachdem ich dort an ein paar Rampen diverse Rennradfahrer mit meinem Tourenrad hab stehenlassen (tolles Gefühl nach so langer Zeit ohne Rad), war mir auch klar warum sich hier kaum noch jemand rumtreibt. Lediglich ernsthaft trainierende Leute sind mir hier noch begegnet.
Irgendwann dann hinter 'The Cloisters' musste ich dann rechts ab auf die andere Seite der Insel wechseln, weil es die letzte Gelegenheit vor der Henry Hudson Bridge ist, die rüber in die Bronx führt. Ab hier war ich nun im Stadtverkehr unterwegs, auf Straßen die zwar eigentlich eine Radspur eingezeichnet hatten, an die sich aber niemand wirklich gehalten hat. Mit einem Korb am Lenker in dem sich mein Rucksack befand, war der Schwerpunkt des Lenkers recht ungewohnt und träge, so daß ich lieber sehr vorsichtig an jeder roten Ampel hielt.
Rüber auf der Eastside war zuerst gar nichts mehr los, ich fuhr praktisch alleine auf dem Radweg bzw. Promenade bis ich irgendwo in Höhe der 160sten Straße in die Stadt geleitet wurde. Ab hier bis Wards Island gibt es nur einen unterbrochenen Radweg am Wasser, und deshalb fuhr ich direkt durch Harlem den Frederick Douglas bis zur 119 Straße runter. Hier fällt einem auf, dass alle Ampeln auf der Straße gleichgeschaltet sind, was für viele Avenues in Manhattan der Fall ist. So schafft man 3,4 Blocks in einer Ampelphase, bevor man wieder steht. Für mich ergab sich deshalb immer wieder die Gelegenheit, mir Harlem näher anzuschauen. Dieser Teil von Harlem zumindest ist gut gepflegt, was man von vielen Gegenden in Queens und Brooklyn nicht behaupten kann.
Wieder am Wasser sah ich auf einmal eine Reihe kleinerer Boote und Kanus auf dem Wasser und auf den zweiten Blick fiel mir auf, dass Schwimmer zwischen Ihnen waren. Hier fand eine Sportveranstaltung mit ca. 30-40 Athleten statt, wobei ich weder Start noch Ziel ausmachen konnte.
Hin- und wieder musste ich das Ufer verlassen, um mich auf der ersten oder zweiten Avenue nach Süden schlagen zu können, was aber auch kein Problem war. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und die Straßen waren breit genug. Irgendwo in Höhe der 51sten Ecke 2 Avenue habe ich bei einem kleinen italienischen Restaurant zu Mittag gegessen. Mittags gibt es fast überall Essensangebote für 7-10 Dollar, so auch hier: Vorspeise, Hauptmenü und Kaffee für 11.95 $.
Mein weiterer Plan war, auf einer der drei folgenden Brücken nach Queens/Brooklyn rüberzufahren und eine der verbleibenden zwei wieder zu benutzen, um nach Manhattan zurückzukommen. So nahm ich die Williamsburgbridge um nach Queens zu kommen, fuhr dann auf Kent und Flushing zur Manhattanbridge. Hier merkte ich, dass ich schon ganz schön weich geworden war, und irgendwo meine Körner gelassen haben mußte. Die Sonne und schwüle Hitze hatten Ihr Übriges getan, so kurbelte ich mich zur letzten Bergwertung des heutigen Tages auf die Brücke und genoss nocheinmal den Ausblick auf dem Scheitelpunkt. Diese Brücken mit dem Rad zu fahren ist ein echtes Erlebnis !
Ab hier führte mich mein Weg wieder am Wasser entlang, vorbei an Menschenmassen, die von Pier 11 versuchten eine Fähre zu ergattern, weil es heute (kostenlose) Livemusik auf Govenors Island gab.
Als ich das Chaos am Pier 11 und an der Anlegestelle zur Freiheitsstatue hinter mir gelassen hatte und den Batterypark weiter hochfuhr, kam ich zum Start und Ziel der Schwimmveranstaltung. 25 Meilen (gegen den Uhrzeigersinn) um Manhattan schwimmen (Rekord steht bei 5:45), das ist ganz schön krank, glaube ich. Im Hudson hat man zwar Strömung, aber man muss schon echt ganz schön viel Chlor geschluckt haben um sowas zu machen, oder ? Naja, ich dachte ich hätte heute was geleistet, aber das war wohl ein Irrtum. Chapeau !

Radfahren in Manhattan ist möglich, und auf vielen Routen sogar sehr einfach und auf den Uferwegen auch richtig schön. Der Autoverkehr ist (meist) rücksichtsvoll, worauf man sich aber nicht verlassen sollte, da Taxifahrer (wie wohl überall auf der Welt) die Lizenz zum Töten besitzen.

Und ich habe seit 2 1/2 Monaten mal wieder auf einem echten Rad gesessen. Bohohohaaaaa !